Hier lernst du:
- Wie du die richtige Topfgröße für deine Pflanzen auswählst
- Welchen Einfluss die Topfgröße auf den Erfolg deines Grows haben wird
- Welche Faktoren bei der Auswahl der richtigen Topfgröße zu berücksichtigen sind
Bei einem (erfolgreichen) Grow gibt es unzählige Faktoren, die zu berücksichtigen sind. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch die Wahl der Topfgröße für deine Pflanzen. Einfach in große Töpfe pflanzen wird schon passen? Wohl kaum! Schließlich bist du ja hier, um nichts dem Zufall zu überlassen und deinen Grow so effizient wie möglich zu gestalten. Fackeln wir also nicht lange und schauen uns an, wie wichtig die Wahl der richtigen Topfgröße ist und wie du herausfindest, welche Größe für deine Pflanzen die richtige ist.
Kleiner Hinweis vorab: Die hier vorgestellten Tipps und Empfehlungen beziehen sich auf den Anbau in ganz normalen Blumentöpfen mit Erde. Andere Kultivierungsmethoden werden kurz angerissen, sollen aber in einem separaten Artikel ausführlicher behandelt werden.
Lesedauer: 10 Minuten
Kurz und Knapp: Die wichtigsten Punkte im Schnelldurchlauf
- Die „perfekte“ Topfgröße gibt es nicht. Das mag zunächst ernüchternd klingen, doch es gibt Richtwerte und Methoden, um diese für dich und deine individuelle Situation herauszufinden.
- Ein guter Richtwert für den Indoorbereich ist eine Topfgröße von 11 Litern. Diese Größe bietet eine gute Balance zwischen Topfgröße und Platz für das Wurzelwachstum. Für den Outdoorbereich dürfen es schon gerne mal 20 Liter oder mehr sein.
- Bei der Topfgröße spielt es zunächst keine Rolle, ob du autoflowering oder feminisierte Samen verwendest. Beachte nur, dass du autoflowering Samen direkt in den Endtopf pflanzen solltest.
- Taste dich an die Topfgröße heran und sammle Erfahrungen mit deinem individuellen Setup. Es ist zu empfehlen nach der Ernte auf den Grad der Durchwurzelung des Erdballens zu achten. Wenn der Erdballen gut durchwurzelt ist und sich bereits Ringwurzeln gebildet haben, ist dein Topf zu klein. Wähle für den nächsten Grow ein paar Topfnummern größer. Ist der Erdballen kaum durchwurzelt oder ist noch Luft nach oben, dann kannst du für den nächsten Grow eine kleinere Topfgröße verwenden.
Mit diesen vier Punkten bist du bereits gut aufgestellt, wenn es um die Wahl der richtigen Topfgröße für deine Pflanzen geht. Wenn du jedoch tiefer in die Materie einsteigen und mehr über die verschiedenen Faktoren und ihr Zusammenspiel erfahren möchtest, lies dir den ganzen Artikel durch.
Warum ist die Wahl der richtigen Topfgröße so wichtig?
Um ein Gefühl für die Relevanz der richtigen Topfgröße zu bekommen, ist es ratsam, sich zunächst mit der Physiologie deiner Pflanze zu beschäftigen. Da die Wurzeln, der Teil der Pflanze sind, der sich im Topf ausbreiten und entwickeln muss, sind sie auch der Hauptfokus bei der Wahl der richtigen Topfgröße. Schauen wir uns also genau an, welche Eigenschaften die Wurzeln deiner Pflanzen haben und wie sie ihr optimales Wachstum erreichen können – nicht umsonst heißt es im Gartenbau: „Je größer die Wurzeln, desto größer die Früchte“.
Geb den Wurzeln genug Platz zum Wachsen
Unabhängig davon, für welche Sorte oder Anbaumethode du dich entscheidest, hast du es grundsätzlich mit sogenannten „Tiefwurzlern“ zu tun. Wie der Name schon sagt, bilden deine Pflanzen ihre Wurzelsysteme vor allem in der Tiefe aus. Was bedeutet das für die Topfgröße? Tiefe, statt flache Töpfe! Das Letzte, was du willst, ist den Wurzeln deiner Pflanze zu wenig Platz zum Wachsen zu geben. Im schlimmsten Fall stoßen sie auf der Suche nach Nährstoffen an ihre buchstäblichen Grenzen und beginnen sich zu drehen, zu krümmen oder sogar in die entgegengesetzte Richtung zu wachsen. Die Folge? Es bilden sich Ringwurzeln in Form eines unglaublich dichten Wurzelballens, der das Potenzial und damit den Ertrag deiner Pflanze erheblich einschränkt. Gib den Wurzeln deiner Pflanze also immer genügend Platz zum Wachsen und bereite sie so optimal auf die kommende Ernte vor.
Das kannst du übrigens auch von der anderen Seite sehen. Wenn der Topf zu groß ist, verschwendest du wertvollen Platz in deinem Growraum und in deinem Anbaumedium. Potenzial, das du besser nutzen könntest. Außerdem erhöhen zu große Töpfe die Gefahr von Schimmelbildung. Wenn zu viel Erde auf zu wenig Wurzeln kommt, kann die Pflanze nicht das gesamte Wasser aufnehmen. Staunässe ist die Folge. Mehr dazu weiter unten, wenn es um das Umtopfen geht.
Aber genug der Vorrede. Schließlich möchtest du wissen, wie du die richtige Topfgröße für deine Pflanze auswählst. Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, die wir uns im Folgenden näher anschauen.
Faktoren, die einen Einfluss auf die Wahl der Topfgröße haben
Wir wissen was du jetzt denkst: Wie schön wäre es eine Tabelle zu haben, die alle Strains mit dazugehörigen Topfgrößen auflistet. Leider ist die Realität nicht ganz so simpel. Dennoch gibt es einige Faktoren, die du für dich analysieren kannst, um die perfekte Topfgröße für dein Setup herauszufinden.
Vorhandener Platz in deinem Growraum
Der erste begrenzende Faktor für die Topfgröße ist der vorhandene Platz, der in deinem Growzelt zur Verfügung steht. Zwar kann man generell sagen, dass größere Töpfe auch größere Wurzelsysteme und damit größere Pflanzen hervorbringen, aber das muss immer vor dem Aspekt der Größe deines Growzeltes gesehen werden. Wenn wir von einem Standardzelt mit einer Höhe von ca. 1,80 – 2,0m ausgehen, kannst du deine Pflanzen von vornherein nicht ins Unendliche wachsen lassen. Leider (oder auch glücklicherweise) wächst jede Pflanze anders. Das macht die Beurteilung der Topfgröße bei entsprechenden Platzverhältnissen im Growraum schwierig, aber Erfahrungswerte geben dir einen ganz guten Anhaltspunkt für deine Beurteilung.
Gute Richtwerte bei entsprechenden Zelthöhen sind:
bis 160cm: 7 Liter – 9 Liter
bis 180cm: 9 Liter – 11 Liter
bis 220cm: 11 Liter – 14 Liter
Die beliebteste Topfgröße ist übrigens die 11 Liter Variante. Sie bietet eine gute Balance zwischen Topfgröße und Platz für das Wurzelwachstum.
Eine Besonderheit stellt der Anbau im Freien dar. Beim Outdoorgrow sind der Topfgröße weniger Grenzen gesetzt. Der limitierende Faktor des geringen Platzes fällt weg. Das einzige, was die Wahl der richtigen Topfgröße beeinflusst, ist das Potenzial deiner Pflanze, das Erdreich mit ihren Wurzeln zu durchdringen. Outdoor werden gerne Topfgrößen zwischen 20l und 40l verwendet. Bedenke jedoch, dass ein 40l Topf weitaus schwerer zu transportieren ist als die 20l Variante. Vielleicht entscheidest du dich auch dafür, deine Lieblinge einfach in den Boden zu pflanzen. Das schränkt dann aber die Mobilität noch weiter ein.
Anbaumethode
Auf diesen Punkt wollen wir nur kurz eingehen, da die verschiedenen Anbaumethoden eine eigene Wissenschaft für sich sind. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass die Anbaumethode auch einen Einfluss auf die Wahl der Topfgröße hat. Baust du beispielsweise in einem SOG (Sea of Green) Setup an, wirst du deine Pflanzen generell eher kleiner und kompakter halten wollen. Logischerweise verwendest du dann auch kleinere Töpfe.
Wenn du aber zum Beispiel auf Cocos züchtest, solltest du auf den Drain achten. Auch hier empfiehlt es sich, kleinere Töpfe zu verwenden, um Staunässe zu vermeiden. Was all diese Begriffe bedeuten und wie die perfekte Topfgröße für die verschiedenen Anbaumethoden aussieht, klären wir in einem anderen Artikel.
Verwendete Sorte und Genetik der Pflanze
Schließlich spielt auch die verwendete Sorte und die Genetik der Pflanze eine wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen Topfgröße. Es macht einen großen Unterschied, ob du eine Sorte mit ausgeprägter Lebensdauer (vereinfacht: Vegetationsphase + Blütephase) oder eine Sorte mit kurzer Lebensdauer wählst. Die Dauer der einzelnen Phasen kannst du übrigens meist in der Produktbeschreibung der einzelnen Samen nachlesen. Deine Überlegung an dieser Stelle sollte sein: Ist die Lebensdauer des Strains generell kürzer, reichen kleinere Töpfe. Bei einer langen Lebensdauer hat die Pflanze mehr Zeit, ein weitreichendes Wurzelsystem und damit auch ein hohes Wachstum zu entwickeln, was zu einer Entscheidung für größere Töpfe führt.
Du siehst also, es gibt viel zu bedenken. Aber wenn du diese drei Punkte im Hinterkopf behältst, wird dir die Entscheidung über die richtige Topfgröße viel leichter fallen.
Es gibt kein Patentrezept. Taste dich heran und werde zum Experten!
Der beste Tipp, den wir dir zu diesem Thema geben können, ist: Taste dich heran! Niemand kann dir sagen, welche Topfgröße für deinen Strain, bei deinem Setup perfekt ist. Fange doch einfach auf Basis der Richtwerte und der hier vorgestellten Faktoren klein an. Zum Beispiel mit einer Topfgröße von 7 Litern. Wenn du deine Pflanzen erntest, schaust du dir den Erdballen ganz genau an. Wenn du nun siehst, dass dieser stark durchwurzelt ist und sich bereits Ringwurzeln gebildet haben, dann weißt du, dass du beim nächsten Grow lieber auf 9 Liter oder 11 Liter Töpfe zurückgreifen solltest. Wenn der Erdballen kaum durchwurzelt ist oder noch Luft nach Oben hat, kannst du für deinen nächsten Grow ruhig ein paar Nummern kleiner nehmen. Vorausgesetzt, du schaffst identische Bedingungen.
Überlege dir: Willst du lieber eine Sache meistern und dafür einige Male probiert haben oder willst du einige Sachen durchschnittlich machen und nichts davon meistern?
Muss ich meine Pflanzen Umtopfen oder kann ich sie direkt in große Töpfe pflanzen?
Du hast dich nun für die richtige Topfgröße entschieden. Super! Jetzt fragst du dich wahrscheinlich nur noch: Muss ich eigentlich umtopfen? Es wäre doch viel zeit- und kostensparender, wenn ich mir einfach einen Satz Töpfe derselben Topfgröße kaufe und meine Samen direkt einpflanze. Nun, so einfach ist es nicht. Du kannst es natürlich machen, keine Frage, aber es gibt gute Grunde, warum du deine Pflanzen umtopfen solltest.
Ein zu großer Pflanzentopf kann schädlich sein
Obwohl es verlockend ist, die Pflanze direkt im Endtopf zu kultivieren, ist es ratsam, sie wenigstens ein Mal umzutopfen, um eine optimale Entwicklung in der Anfangsphase zu gewährleisten. Die Samen direkt in den endgültigen Topf zu pflanzen, ist nicht unbedingt vorteilhaft für die Entwicklung der Pflanze und die spätere Ernte. Ist der Topf zu groß, kann die Pflanze das in der Erde gespeicherte Wasser nicht vollständig aufnehmen. Es besteht die Gefahr, dass die Wurzeln schimmeln und die Ernte beeinträchtigt wird. Im schlimmsten Fall kann ein Schimmeln der Wurzeln sogar deinen ganzen Grow ruinieren. Ein weiteres Problem eines zu großen Topfes, besonders im frühem Stadium, ist, dass das Wurzelwachstum schneller voranschreitet als das Wachstum des oberen Teils der Pflanze. Ein starkes Wurzelsystem ist gut, wie wir gelernt haben, aber ein ebenso starker oberer Teil der Pflanze ist wichtig für die Photosynthese und das weitere Wachstum, was sich wiederrum positiv auf die Ernte auswirkt.
Wann du am besten Umtopfen solltest
Wir empfehlen, deine Pflanze einmal umzutopfen. Zunächst ist es wichtig, dass du dies nur in der Wachstumsphase tun solltest. Pflanze den gekeimten Samen in ein kleines Gefäß und warte ab, wie sich die Pflanze in der Sämlingsphase entwickelt. (Viele schwören auf Plastikbecher, aber kleine Töpfe sind genauso gut.) Wenn nun die Vegetationsphase erreicht ist und die Wurzelspitzen aus den Löchern im Topfboden herausschauen, ist es höchste Zeit umzutopfen. Wenn du früher umtopfen willst, ist es wichtig, dass die Pflanze mindestens drei Blattpaare entwickelt hat (die Keimblätter zählen nicht dazu). Vorher ist das Wurzelsystem wahrscheinlich noch nicht ausreichend entwickelt und der Erdballen könnte beim Umtopfen einfach auseinanderfallen. Eine gute Lösung ist auch die Aussaat im Anzuchtwürfel. Dieser kann dann bis zum Umtopfen in den endgültigen Topf in die nächstgrößere Topfgröße umgepflanzt werden.
Jedes Umtopfen ist jedoch eine Belastung für die Pflanze. Es ist ganz normal, dass deine Pflanze nach dem Umtopfen einige Tage das Wachstum einstellen wird. Reagiere darauf nicht mit übermäßiger Wasser- oder Nährstoffzufuhr, sondern lass die Pflanze sich an die neue Situation gewöhnen. Außerdem solltest du nur gesunde Pflanzen umtopfen. Wenn deine Pflanze krank ist, behebe zuerst das Problem, bevor du deiner Pflanze zusätzlichem Stress aussetzt.
Eine Ausnahme sind selbstblühende Pflanzen. Welche Besonderheiten beim Umtopfen zu beachten sind, ist im nächsten Abschnitt nachzulesen.
Hat die Genetik von Autoflowering-Samen einen Einfluss auf die Wahl der Topfgröße?
Die Genetik von selbstblühenden Pflanzen hat keinen direkten Einfluss auf die Wahl der richtigen Topfgröße. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Pflanzen in der Regel einen viel kürzeren Lebenszyklus haben als Pflanzen, die aus feminisierten Samen gezogen werden. Das bedeutet, dass die Pflanze viel schneller ihr weitreichendes Wurzelsystem entwickelt. Deshalb ist es wichtig, dass sie schon von Anfang an über eine große Menge an Nährboden verfügt. Außerdem sind Autoflowering-Pflanzen sehr empfindlich, was besonders beim Umtopfen wichtig ist. Aus diesen beiden Gründen empfehlen wir, die Samen direkt in den Endtopf zu pflanzen. Du kannst diesen beispielsweise mit deiner Erde füllen und in der Mitte ein kleines Loch mit Anzuchterde vorbereiten. So stellst du sicher, dass der Pflanze von Anfang an das volle Potenzial des Nährbodens zur Verfügung steht. Außerdem vermeidest du so, dass sie durch das Umtopfen zusätzlichem Stress ausgesetzt wird, der sich negativ auf den Ertrag auswirken kann.
Keine Angst vor Schimmel oder Staunässe. Das Einpflanzen in den Endtopf hat sich bei selbstblühenden Pflanzen bewährt. Aufgrund des schnellen Wurzelwachstums ist Schimmelbildung hier viel unwahrscheinlicher als bei feminisierten Samen.
Fazit
Kommen wir zum Fazit. Die Wahl der richtigen Topfgröße ist gar nicht so einfach. Zunächst solltest du ein Grundverständnis für die Physiologie deiner Pflanzen haben. Darauf aufbauend, kannst du anhand verschiedener Faktoren schon mal einen guten Richtwert für die ideale Topfgröße ableiten. Wie so oft gibt es für die richtige Topfgröße leider kein Patentrezept. Lass dich davon nicht stressen und taste dich langsam an die richtige Größe heran. Hast du nun die ideale Topfgröße für deinen Strain und dein Setup gefunden, hast du einen großen Schritt in Richtung Ertragsmaximierung gemacht. Gutes Gelingen!